Spielmannszug

Spielmannszug Züschen

Man schrieb das Jahr 1906 als 6 Männer den Spielmannszug Züschen gründeten. Es waren 6 Reservisten, die während ihrer zweijährigen Dienstzeit im kaiserlichen Heer, das Flöten – und Trommelspielen gelernt hatten. Sie entschlossen sich über ihre Militärzeit hinaus, ihr neues Hobby weiterhin zu pflegen. Somit ist der Spielmannszug der zweitälteste Verein in Züschen. Zunächst trat man als musikalische Abteilung des örtlichen Kriegervereins auf. Die Instrumente wurden vom Kriegerverein gestellt. Der Vereinswirt des Kriegervereins stiftete den nötigen Tambourstab. Während der Militärzeit wurde Clemens Kleinsorge zum Regiments-Tambourmajor ausgebildet und führt nun das kleine Corps an. Das musikalische Repertoire bestand aus Marschmusik des kaiserlichen Herres. Die Auftritte beschränkten sich zunächst nur im Rahmen der Veranstaltungen des Kriegervereins Züschen. Ein Highlight war aber im Jahre 1910 ein Kreistreffen aller Kriegervereine des Kreises Brilon, zudem nur der Kriegerverein Züschen mit einer eigenen „Knüppelmusik“ angetreten war.

Der damalige Lehrer der Volksschule, regte 1912 an, dass eine Schülergruppe der Oberstufe das Flöten . und Trommelspielen erlernen sollte. Zwei Gründungsmitglieder übernahmen die Ausbildung. Die Instrumente wurden von der Gemeinde Züschen
beschafft. Die jugendlichen Musiker begleiteten die 1914 einberufenen Soldaten mit klingendem Spiel zum Bahnhof. Aber auch sie mussten noch alle in den Krieg ziehen. Zwei von ihnen konnten während der Ausbildung den Dienst bei Spielleuten ableisten.
Im Jahr 1926 erfolgte der erste Auftritt zu einem Schützenfest. Neben den Schützenfesten, spielte man bei Kriegerfesten und bei Veranstaltungen der Feuerwehr auf.

Die Übungsabende fanden zuhause in den Wohnungen statt. Und mit der Einführung der Notenschulung konnte das musikalische Repertoire erweitert werden. Damit wurde auch der Grundstock gelegt, um an Tambourwettstreiten teilzunehmen. Mit
dem Pferdewagen fuhr man 1930 zu einem Wettstreit nach Langewiese. Bei einem weiteren Wettstreit im Jahr 1932 wurden die vom Züscher Schneidermeister neu angefertigten Uniformen zum ersten Mal getragen. Um die Kosten zu bestreiten,
erhielt der Spielmannszug vom örtlichen Kriegerverein ein zinsloses Darlehen. In den Jahren 1931-1933 wurden jeweils am Ostermontag Theateraufführungen veranstaltet, mit deren Erlös das Darlehen bezahlt werden konnte.

In den 30er Jahren beteiligte man sich weiterhin an verschiedenen Wettstreiten. Dabei erreichte man bei einem Wettstreit in Altastenberg dreimal den 1. Preis, einmal den 2. Preis und zusätzlich noch den Tambourmajorspreis.
Der Spielmannszug Züschen spielte in diesen Jahren bei allen Festzügen im Ort auf. Bereits damals schon beteiligte man sich auch an den Schützenfestumzügen benachbarter Schützenvereine. Der Spielmannszug war eine feste Größe für die musikalische Begleitung bei vielen Festen in Züschen geworden. Immer mehr junge Männer traten dem Spielmannszug bei, um das Musizieren mit Flöten und Trommel zu erlernen.

Der 2. Weltkrieg beendete das Vereinsleben des Spielmannszuges. Fast alle Männer mussten Soldaten werden.
Nach dem Krieg waren alle uniformierten Vereine sowie Vereinsgründungen zunächst verboten. Als im Frühjahr 1946 die Erlaubnis zur Gründung freiwilliger Feuerwehren erteilt wurde, konnten diese auch Spielmannszüge in ihre Vereinsstruktur aufnehmen. Der ehemalige Tambourmajor wurde Brandmeister und sorgte so für die Wiederbegründung des Spielmannszuges. Zunächst fanden sich 7 Männer zusammen. Die Instrumente wurden von den ehemaligen Mitgliedern oder Angehörigen zur Verfügung gestellt. Als Uniform wurde zunächst die Feuerwehruniform getragen. Neue Mitglieder wurden gewonnen und geschult. Als Übungsraum diente eine Freizeithütte im Siepen. Der erste öffentliche Auftritt war dann allerdings kein freudiger Anlass, sondern eine Beerdigung. Der Spielmannszug spielte vom Trauerhaus bis zum Friedhof einen Tauermarsch. Am Grab wurde dem Verstorbenen mit einem Choral die letzte Ehre erwiesen.

1947 führte dann der Spielmannszug beim ersten Volksfest und Schützenfest den Festumzug an. Bis heute marschiert der Spielmannszug an der Spitze eines jeden Festumzuges. Der erste Schützenkönig kam aus den Reihen des Spielmannszuges und
es sollten noch 13 folgen, später gab es dann auch Königinnen aus dem Spielmannszug.
Durch regelmäßiges und intensives Proben stellten sich auch die musikalischen Erfolge wieder ein. Der Verein erntete von allen Seiten Anerkennung und Unterstützung und wurde auch von den Nachbarorten für das Schützenfest engagiert. So begleitet der Spielmannszug seit 1947 bis 2002 ununterbrochen das Schützenfest in Liesen.

Bei vielen Festivitäten war der Spielmannszug nun mit von der Partie. Gute Kameradschaft wurde selbstverständlich von Anfang an gepflegt. Kam ein Ehemaliger aus der Gefangenschaft zurück, wurde ihm natürlich ein Ständchen gebracht.
Um mit den Musikkapellen gemeinsame Märsche aufzuführen, wurden entsprechend neue Stücke einstudiert.
In den weiteren Jahren wurden die Feste des Dorfes Züschen begleitet durch die musikalische Unterstützung des Spielmannszuges. Die erfolgreiche Vereinsarbeit wurde bei Tambourwettstreiten unter Beweis gestellt.

Aber auch außerhalb des Dorfes Züschen erfreute der Spielmannszug durch sein musikalisches Können. So wird seit 1959 das Schützenfest in Neuastenberg begleitet. In den 50er und 60er Jahren auch die Sonntagsfestzüge in Berge, Medelon. Dreislar
und Winterberg. Heute begleitet man die Schützenfeste in Berge, Wunderthausen, Neuastenberg, Siedlinghausen und Züschen.
Als Züschen 1983 beim Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ Bundesgoldorf wurde, umrahmte der Spielmannszug die festliche Feier mit zünftiger Marschmusik. Zur Übergabe der Medaille fuhr eine Abordnung aus Züschen zur Grünen Woche nach
Berlin. Der Spielmannszug begleitete die Delegation und im fernen Berlin wurde ein zünftiger Züscher Abend gefeiert.

Auch viele Vereinsfahrten förderten die Gemeinschaft des Spielmannszuges. Höhepunkte waren die zweimalige Teilnahme an der Steuben Parade in New York, sowie Konzerte in Washington und in Toronto, ein Auftritt im Fußballstadion, Konzerte im Schlosshof in Bad Berleburg u.v.m..
Anfang der 90er Jahre erhielt der Spielmannszug Züschen endlich einen eigenen Probenraum. So konnten viele weitere neue Musikstücke eingeübt werden. 2001 wurde der Jugendspielmannszug gegründet, der auch in Borgs Scheune eigene
Konzerte durchführte. Der Jugendspielmannszug war ein wichtiger Bestandteil der Nachwuchsarbeit.

Was macht den Spielmannszug zukunftsfähig?
Das heute viel diskutierte Thema Gender wurde vom Verein schon 1985 diskutiert und entschieden. Die Generalversammlung entschied zukünftig „Mädchen“ aufzunehmen. 8 Frauen traten in den Spielmannszug ein und heute steht als 1. Vorsitzende auch eine Frau an der Spitze des Spielmannszuges. Auch das Thema Inklusion wurde schon lange gelebt, bevor es in der Gesellschaft
diskutiert wurde. Menschen mit Handicap sind Mitglied im Spielmannszug. Viele Jahre unterstützt der Spielmannszug das Schützenfest der Menschen mit und ohne Behinderung in Brilon, das von der Caritas organisiert wird.

Bis heute ist der Verein eingebunden in die Dorfgemeinschaft Züschen. So wie früher werden auch heute die Feste des Dorfes musikalisch begleitet: Karneval, Schützenfest, Dorfjubiläen und Dorffeste, Ständchen zur Goldenen und Diamenten Hochzeit u.v.m. Und sogar beim Karnevalsprogramm der Züscher Vereine beteiligt sich der Spielmannszug mit einer eigenen Einlage.
In der Corona Zeit erfreute der Spielmannszug das Dorf Züschen mit Sonntagskonzerten von der Kapelle am Hackelberg aus. Da man den Probenraum wegen Corona nicht nutzen konnte, verlegte man die sonntägliche Probe einfach nach draußen. Viele Züscherinnen und Züscher erwarteten mit einer Tasse Kaffee das Sonntagskonzert und freuten sich über das musikalische Spiel. Da auch die befreundeten Schützenvereine kein Schützenfest feiern konnte, nahm der Spielmannszug kurzerhand ein Video auf und überraschte die Vereine mit einem musikalischen coronakonformen Gruß.

Entgegen dem Trend der Gesellschaft ist der Spielmannszug ein Verein gelebten Miteinanders der Generationen. Der junge Nachwuchs spielt und feiert mit den „alten Hasen“, die schon 30 oder 40 Jahre dabei sind. Männer und Frauen, Menschen mit
Behinderung oder ohne, jung und alt verbindet die Freude an der Musik und der Gemeinschaft des Spielmannszuges.
Und vielleicht deshalb besteht der Spielmannszug Züschen im Jahr 2022 schon seit 116 Jahren und freut sich jetzt schon auf das 125 jährige Jubiläum.

www.zueschen-spielmannszug.de

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